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5.1. Klimawandel und die nicht einbezogenen Kosten


Klimawandel wird immer noch sehr interessenbezogen diskutiert, bis hin zur Leugnung. Umfassende, alle (?) Parameter einbeziehende Rechenmodelle, auf Supercomputern durchgeführt, liefern Prognosen, letztlich Verhaltensempfehlungen.
Dabei bleibt eine Tatsache aber meistens ungenannt: Klimaprozesse verlaufen chaotisch (analog zum Wetter, nur in größeren Zeitabschnitten) und sind nicht zuverlässig berechenbar, mit wachsendem Vorhersagezeitraum immer weniger.

Die meisten öffentlich gehandelten Vorhersagen sehen die Natur eher milde gestimmt.
Ganz selten nur ist zu hören, was eigentlich im Extremfall auch eintreten könnte. Das sollten aber alle wissen, um das Risiko einer von uns selbst betriebenen immer noch sehr zögerlichen Klimaschutzpolitik wirklich abschätzen zu können.
Dazu hier also auch einige Überlegungen.

Die Erde erwärmt sich durch zu starke menschengemachte Störungen der Atmosphäre. Dadurch schmelzen die Gebirgsgletscher und die bisher ziemlich stabil auf sehr großen Landflächen abgelagerten Eisvorräte (Antarktika 26,92 Millionen km³, Grönland 2,85 Millionen km³).
Verteilt man diese, nach einem hypothetisch angenommenen kompletten Abschmelzen, als entstandene Wassermenge auf die gesamte Meeresfläche der Erde (361 Mio. km²), so errechnet sich ein Anstieg des Wasserspiegels um etwa 74m (0,9*(26,92+2,85)/361=0,074).
Dabei sind geringere Einflussgrößen, wie z.B. die Ausdehnung der Meeresfläche auf Überschwemmungsgebiete, die Vergrößerung des Wasservolumens durch Erwärmung oder der Beitrag durch schmelzende Gebirgsgletscher nicht einbezogen.

Die Szenarien der Klimaforscher liefern, dass nicht alles Eis und erst recht nicht alles so schnell abtauen wird. Hoffentlich gibt es keine Rechenfehler und hoffentlich macht das Chaos nicht ernst, denn ansonsten lägen demnächst alle hier bei Heliogaia als Modelle einbezogenen Gebiete (Röbel bis Cottbus) unter Wasser. Wärmespeicher wären "überflüssig".

Von climatecentral.org [86] gibt es ein Küstenrisiko-Screening-Tool mit welchem man interaktiv verschiedene Bedrohungsszenarien anschauen kann.
Darin zeigt die Karte zum Jahr 2040 etwa folgende potentiellen Überschwemmungsgebiete:

Überschwemmungsgebiete
Bild 1: climatecentral.org; bereits 2040 verlorene oder massiv bedrohte Gebiete


Der Vorgang treibt sich durch verschiedene Rückkopplungen selbst an.
Ein Beispiel ist die Eis-Albedo-Rückkopplung:
Eis absorbiert Sonnenstrahlung nur zu 10%, das heißt, 90% der Energie reflektiert es ins All zurück. Nach dem Abschmelzen offen liegende dunklere Land- und Wasserflächen dagegen absorbieren das Licht fast wie Sonnenkollektoren zu 80 oder 90% und erwärmen sich sehr stark. Das Eis am Rande schmilzt noch schneller. Einmal über einen gewissen Kipp-Punkt hinaus eingetretene Veränderungen lassen sich nicht mehr aufhalten. Die Lawine rollt.

Auch das Abtauen der Permafrostböden wirkt verheerend:
Der über viele Millionen Jahre dort eingefrorene Kohlenstoff entweicht in die Atmosphäre. 1700 Milliarden Tonnen klimaschädliche Gase können aus den Sümpfen freigesetzt werden, mehr als in allen Regenwäldern der Erde zusammen festgelegt sind. [102])

Und es gibt weitere solcher Effekte.

Gebirgsgletscher garantieren die Wasserversorgung der Flüsse und dadurch ganzer Regionen. Sie überbrücken die Jahreszeiten durch ihr Speicherverhalten. Abgeschmolzene Gletscher bewirken Rückzug der Fließgewässer, Trockengebiete oder Wüsten. Lebensformen und Wirtschaftssysteme brechen zusammen, was wiederum zu Flucht und Völkerwanderung führt, mit allen bekannten Folgen.

All solche unbezahlbaren Kosten wurden in Preisvergleiche nie einbezogen, wie auch die für einen Super-GAU in Kernkraftwerken nicht. Ein "angemessener" Versicherungsbeitrag müsste jeden Rahmen sprengen und wäre das sofortige Aus für die atomaren und fossilen Energietechnologien. Keine Versicherung der Welt übernimmt diese Risiken. Wer übernimmt sie dann?

Über Klimawandel wird stark interessenbezogen diskutiert. Politiker wollen Wahlen gewinnen. Bürger wählen Politiker, die "ihre Interessen" vertreten.
So kann es geschehen, dass Menschen aus Unkenntnis oder kurzgreifendem Egoismus ihren eigenen Untergang wählen.

Dabei gehen wir in diesen Überlegungen nicht so weit wie der bekannte Denker und Astrophysiker Stephen Hawking, der den Leugnern einer Gefahr durch Klimawandel den Flug zur Venus finanzieren wollte, die - als ehemals erdähnlicher Planet mit flüssigen Wasservorräten begabt - einen solchen Wandel bereits hinter sich hat. Heute herrschen dort Oberflächentemperaturen von knapp 500 Grad und atmosphärische Drücke, die jedes U-Boot zerquetschen würden.

Was sollen wir tun, um derartigen Szenarien zu entgehen?
Investieren wir zu spät oder halbherzig in die Energiewende, nimmt der Klimawandel Fahrt auf und wir verlieren die verfügbaren Mittel an Klimaanpassung, Katastrophenschutz und Sicherheit: Zeltlager, Notunterkünfte, Ersatz für Gebäude und Infrastruktur, Dämme, Deiche, Militär, Grenzanlagen, Mauern.
Wir können auch falsch investieren oder subventionieren und tun das ausgiebig: Externe Gaspipelines, Wärmepumpen, Biogaserzeugung mit maximal 0,5% Gesamtwirkungsgrad, industriealisierte Landwirtschaft, Massentierhaltung, ...

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