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5.6. Energiewende- Plan


Zur Frage, wer eigentlich die Energiewende plant und was alles dazugehört, fanden wir bis zur Erstellung dieser Seite (2019/20) kaum eine übersichtliche, richtig befriedigende Antwort [124], [59].
Eine feste Planung ist auch problematisch, weil sich alles im Prozess befindet und nur durch das Zusammenwirken sehr vieler Menschen lösen lässt. In kurzen Abständen ergeben sich neue Ideen, Initiativen und Techniken.

Energiesystemmodelle/Szenarien wurden vom Fraunhofer Institut (ISE) unter Annahme verschiedener gesellschaftlicher Prämissen erstellt und laufend aktualisiert [60], bis hin zu stundengenauen Energiecharts in die Zukunft hinein [130].
Ein wichtiger Vorreiter der Energiewende ist das Öko-Institut Freiburg mit seinem "Das Energiewende-Szenario 2020" von 1996 [139].
Bei Agora-Energiewende [145] forscht man seit 2012 nach dem richtigen Weg. Ab 2024 gibt es für Wärme wenigstens den Plan zur Planung, das Wärmeplanungsgesetz - WPG [155].

Weiteres, auch Umfassenderes in zupackend jugendlicher bzw. bürgernaher Frische:


Liest man Programmschriften, blättert im Internet, kommt man vielfach zu dem Glauben, Energiewende, das sei hauptsächlich ein Wechsel der Stromerzeuger, Photovoltaik und Windrad, dann noch Elektroautos, Wärmepumpen, Energiemais, Brennwertkessel. Wichtigste Aspekte wie Exergiebetrachtungen und fundierte Abschätzungen zu Wirtschaftlichkeit und Nebenwirkungen fehlen weitgehend. Ein grober Fehler ist die einseitig technokratische Orientierung auf Elektrizität und Wärmepumpe bei Heizsystemen. Aufwendig erzeugter, teils teuer zwischengespeicherter Strom soll nach gängigen Szenarien massenweise mit material- und wartungsintensiver HighTech in einfachen Wärmeanwendungen versenkt werden, woraus eine Menge neuer Probleme erwachsen (siehe Kapitel 5.3).
Nutzen wir stattdessen einfache Solarthermie zur Beheizung unserer Städte in einem ihr wirklich angemessenem Umfang, steht die hochwertige Elektroenergie für Verkehr und Dekarbonisierung der Prozesse zur Verfügung. Auf Gas-Importe und einen übermäßigen Windausbau kann verzichtet werden. Unser riesiger Raumwärmebedarf lässt sich mit höchstmöglichem Wirkungsgrad komplett und direkt aus Sonnenstrahlung decken. Das jahreszeitliche Speicherproblem gilt spätestens seit der Veröffentlichung von Heliogaia auch als ökonomisch gelöst: Direkte Sonnenwärme aus Heliogaia-Systemen wird zuletzt preiswerter sein als konventionelle Raumbeheizung, Speicherkosten für Wärme bleiben in allen gerechneten Szenarien unter 0,005 € pro Kilowattstunde.

Warum Solarthermie in Kombination mit Saisonspeichern für Heizungen gegenüber Strom und Wärmepumpe so klar im Vorteil ist, das lehrt auch ein Blick auf die Rangliste für Wirkungsgrade (siehe unten) oder in FAQ, Punkte 22, 20, 7.

Um nicht spätere Entwicklungen zu blockieren, muss geplant werden, an welchen Orten welche Teile des Dach- und Fassadenflächenpotentials für Photovoltaik verwendet werden dürfen und welche wir im Hinblick auf die Wärmewende besser für thermische Kollektoren vorbehalten sollten. Dabei sind die technischen Unterschiede bei Erzeugungseffektivität und Transportfähigkeit zu beachten. Wärme muss bei örtlichem Bedarf immer den Vorrang bekommen. Sie wird mehr gebraucht, hat die dreifache Effektivität bei ihrer direkten Erzeugung, aber keinen so großen Verwertungsradius wie Strom, der sich darum auch leicht an anderer Stelle gewinnen lässt. Wärmeoptimierte PVT-Kollektoren können sogar beides. Sie liefern bei gleichzeitig verwertbarer Wärmeabgabe gegebenenfalls sogar mehr Strom als einfache PV-Module.

Es gibt weitere wichtige Gründe für detailliertere Planung und Zielsetzung:
Wir können uns aus Abhängigkeiten befreien, politische Erpressbarkeit abbauen, denn ungefähr 70% der verbrauchten Energie müssen wir aktuell noch importieren. Das eigene regenerative Potential ist aber so riesig groß, um damit sogar in die Rolle des Exporteurs wechseln zu können.
Das erscheint auch dringend notwendig: Bürgerkriegsähnliche innenpolitische Auseinandersetzungen im Vorfeld und letztlich die Katastrophe von Fokushima haben zur Überwindung der Atomenergie in Deutschland geführt. Bei fast durchgängiger Westwindlage bleibt aber die Bedrohung aus den Kernkraftwerken der Nachbarstaaten bestehen, welche nun sogar noch ausgebaut werden soll, zynischerweise aus Klimaschutzgründen. Wer zahlt uns die Versicherung für den Fall einer Havarie? Und selbst bei „Entschädigung“- welche Lebensqualität bietet eine für Jahrhunderte radioaktiv verseuchte Umgebung dann noch? Es ist unglaublich, dass wir das alles bis vor kurzem auch selbst verzapft oder mit getragen haben.
Werden wir zum Exporteur sauberer Energie, können wir andere beim Austausch dieser bedrückenden Relikte unterstützen. Potentiale und Knowhow sind vorhanden.
Strom- und Gaserzeugung in Wüsten ist keine gute Idee, wenn neue Abhängigkeiten entstehen, wenn die Anlagen mit Sand überweht oder mit Bomben beworfen werden könnten.


Hier soll mit wenig Aufwand und zum selber Nachrechnen ein stark pauschalisierter Überblick über die Machbarkeit einer konsequenten und nachhaltigen Energiewende in Deutschland versucht werden.
Dieser ersetzt aber nicht einen Plan. Betrachtungen zu Finanzierung und Zeitläufen fehlen. Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit wird teils grob gerundet. Die Zahlen sind von 2019. Das Ergebnis ist auf der letzten Seite zusammengefasst.

Zum Merken

1 TWh= 109 kWh= 3,6 PJ= 3,6*1015 J;
1 Terawattstunde= 1 Milliarde Kilowattstunden= 3,6 Petajoule= 3.600.000.000.000.000 Joule;
1 TWh sind etwa 12 kWh pro BRD-Bürger.
10 TWh/a= 1,14 GW (etwa ein Atomreaktor im Volllastbetrieb)

Annahmen und Voraussetzungen

Der aktuelle Jahres-Energieverbrauch (vor Corona), gerundet

Wir rechnen ausschließlich mit Endenergie. Das Wachsen der Erneuerbaren wird die Unterscheidung schwinden lassen.

Hauptanteile des verfügbaren regenerativen Potentials

Bisher werden von diesen Angeboten nur vernachlässigbar kleine Teile genutzt. In allen Punkten handelt es sich um Jahrespotentiale, wobei die Verfügbarkeit im Moment des Bedarfes nicht garantiert ist. Folglich besteht ein grundlegendes Ausgleichs- und Speicherproblem.

Wirkungsgrade und Besonderheiten der Wandler für regenerative Energien


Welcher Teil der auf einer verfügbaren Fläche eintreffenden Sonnenstrahlung lässt sich in der Praxis durch die verschiedenen Möglichkeiten einfangen und energetisch verwenden?

Rangliste:
  1. Solarthermie: ...20 bis 55%, je nach Gerät und Temperatur auch deutlich mehr [119][58]
  2. Photovoltaik: ...12 bis 22%
  3. Windkraftwerke: ...5%, errechnet nach [131]
  4. Photosynthese: ...1 bis 2%
  5. Landwirtschaft: 0,13% bei Strom-, 0,38% bei Wärmenutzung, abgeschätzt mit [101]
  6. Forstwirtschaft: 0,08% bei Strom-, 0,23% bei Wärmenutzung, abgeschätzt aus [Tabelle]
Diagramm

Bei Windkraftwerken besteht die Besonderheit, dass einerseits ein Vielfaches der beernteten Fläche landschaftsästhetisch verändert wird, andererseits nur ein winziger Bruchteil von 2...3% wirklich bebaut werden muss (Fundament, Kranplatz und Zuwegung; etwa 5000 m² pro Anlage). Will man so den Energiegewinn auf die beeinflusste Fläche beziehen, ergibt sich je nach Aspekt (landschaftsästhetisch, energetisch, landwirtschaftlich) ein völlig anderes Bild.
Da man die Türme wegen der gegenseitigen Windverschattung nicht beliebig dicht aufstellen kann, erhalten wir unter energetischem Aspekt obige 5% (als Anteil der geernteten Energiemenge, bezogen auf die im gesamten Windpark eingestrahlte Energie).

Wind entsteht letztlich aus flächenbezogener Sonnenstrahlung, jedoch überregional. Damit könnte das von Windenergieanlagen vereinnahmte Gebiet gleichzeitig noch durch Solarthermie-, PV- oder PVT-Kollektoren belegt und so dreifach oder mit Landwirtschaft sogar vierfach genutzt werden.

Eine ähnliche Argumentation ergibt sich für Wasserkraft, die hier aber wegen ihrer geringen Bedeutung für Deutschland nicht weiter betrachtet wird.

Über die Machbarkeit der Energiewende


Nehmen wir den Endenergieverbrauch vor Corona mit 2500 TWh und ignorieren zugunsten der Einprägsamkeit kleinere Überschneidungen, dann gehen etwa ein Drittel in den Niedrig-Temperatur-Wärmeverbrauch, ein Sechstel in den industriellen Prozess-Wärmeverbrauch bei über 80°C und jeweils rund ein Viertel in Strom und Verkehr:
Diagramm
Bild 1: Endenergieverbrauch in Deutschland: gerundet 2500 TWh
(genauere Zahlen findet man in [151] zu Jahr 2019; [152] zu Jahr 2022)

Ein Mehrbedarf für die Umstellung selbst wird nicht angesetzt, weil die bestehenden Industrien und Gewerke teilweise nur ihre Arbeitsrichtung ändern, wodurch keine signifikante Erhöhung der energetischen Aufwendungen zu erwarten ist.
So müssen für eine vollständige Energiewende noch ca. 1450 TWh/a eingespart, zusammengeschoben oder durch nachhaltige Quellen ersetzt werden.
Für eine kluge Einteilung dieser Menge sind vor allem die Wirtschaft und wir als Verbraucher verantwortlich.

Die Vermeidung von Verschwendung als primärer Maßnahmenkomplex ist bekannt und wurde hinlänglich oft vorgetragen.
Unvollständige Liste: Diese Liste betrifft vornehmlich den Aufwand für die Bereiche Verkehr, Strom und Hochtemperatur- Prozesswärme (zusammen rund 1700 TWh/a), die wegen zunehmender Elektrifizierung künftig verschmelzen werden.
Lassen sich davon 40% vermeiden (inklusive der Effizienzsteigerungen durch den Wechsel der Antriebsarten im Verkehr), müssen aus den oben errechneten 1450 TWh/a nur noch 770 TWh/a ersetzt werden (1450-1700*0,4=770).

Etwa 100 TWh/a können jeweils genutzt werden.

Wald und Feld wurden im Zuge der bisherigen Energiewende bereits überstrapaziert. Große Teile der hiervon noch in Raumwärme eingebundenen Ressourcen setzt Heliogaia wieder frei. Hohe Exergie (Energie-Wertigkeit) und gute Speicherfähigkeit der Produkte lassen sie gut für thermisch intensive Industrieprozesse oder für Antriebe geeignet erscheinen. Eine ökologisch aufbauende Gewinnung biologischer Rohstoffe und eine bodenverbessernde, kohlenstoffspeichernde Verwendung der Rückstände haben vor der Energienutzung Vorrang, z.B. zur Erzeugung von Kompost und Terra Preta; ebenso ein (zwischenzeitlich) höherer Verwendungszweck, z.B. Holzbau.


Das Wald- und Feldpotential von 2 mal 100 TWh/a kann hier voll angerechnet werden, weil es in der bisherigen Bilanz nicht vorkommt. Es verbleiben 570 TWh/a (770-100-100=570).
Zusammen mit den bereits realisierten 200 TWh an jährlicher regenerativer Stromerzeugung aus Wind, Wasser und Photovoltaik sind für eine komplette Energiewende insgesamt 770 TWh/a verfügbare Elektroenergie nötig (570+200=770).
Für eine teilweise notwendige Wandlung in andere Nutzungsformen (z.B. Gase), die nötige Speicherung und Umverteilung werden pauschal insgesamt 25% Verluste unterstellt, wodurch der Betrag für Elektroenergie nochmals auf 1027 Einheiten erhöht werden muss (75% von 1027 ergeben 770).

Wasserstoffspeicher verursachen 40 bis 50 % Verluste [127], Pumpspeicher 20%, Batteriespeicher 10 bis 20%, Netze 6%.

Weil die Wasserkraft mit ihren ausgebauten 18 TWh/a nicht wesentlich zum Zuwachs beitragen kann, verteilt sich jener auf Wind und Photovoltaik, was ein Wachstum der beiden Sektoren um den Faktor 5,6 bedeutet (1027/(200-18)= 5,6).
Bei einer zur bisherigen Entwicklung proportionalen Zunahme müssen ausgebaut werden.

Für die gesamte Inanspruchnahme von Flächen bedeutet das:

Zum Vergleich: Der Verkehr belegt 5% unserer Böden.

Neben der Einrichtung von Heliogaia wird also bei vernünftigem Umgang mit den Ressourcen eine Verfünffachung bis Versechsfachung des bisherigen Wind- und Photovoltaik-Ausbaues die komplette Energiewende ermöglichen.

Das vorhandene Potential ist ausreichend, mit Vorbehalt der zu errichtenden Verteilungs- und Speichertechnik.
Die Erweiterungen sollten unter Hinzunahme eines großen Teils an Offshore-Technik und Repowering [147] auch konsensfähig sein. Ansonsten wären weitere Sparpotentiale zu erschließen.


Ökonomischer Treibstoff für diesen Ausbau sind demokratisch und politisch justierte Fördermittel sowie eine wirksame Höhe der CO2-Steuer.
Bei Kostenerwägungen müssen immer auch die noch nicht bezahlten Kosten des Klimawandels im Hintergrund gesehen werden, welche parallel auflaufen und mit jeder weiteren Verzögerung exponentiell zunehmen. (siehe Kapitel Klimawandel und die nicht einbezogenen Kosten)


Zusammengefasst werden die 2500 TWh/a Endenergie- Bedarf also folgendermaßen ersetzt:

Diagramm
Bild 2: Verteilung der Energieträger nach der Energiewende Deutschlands in TWh/a




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